JAKOBSBILDERWEG

Markt Allersberg

Sehenswürdigkeiten

Stadtgeschichte

Der Ort wurde 1254 erstmals als Zentrum einer Pfarrei urkundlich erwähnt. Im Jahre 1323 erhielt Allersberg durch Ludwig den Bayern das Marktrecht. 1354 durch dieses durch Kaiser Karl IV. noch erweitert.
Bis 1475 saßen das Geschlecht der Wolfsteiner in Allersberg, die dort auch 1339 das erste Spital gründeten. Danach belehnte das Hochstift Eichstätt Herzog Ludwig den Reichen mit Allersberg, wodurch es zu Bayern-Landshut kam.
Von 1689 bis 2006 war der Ort Sitz der Firma Jacob Gilardi, des ältesten Herstellers leonischer Waren in Deutschland.
Im April 1945 wurde der Ort bei Kämpfen gegen die vorrückende 7. US-Armee stark zerstört. Heute hat Allersberg mit seinen 26 Ortsteilen ca. 8400 Einwohner.

Unteres Markttor

Der Torturm ist das Wahrzeichen der Marktgemeinde und hatte in den vergangenen Jahrhunderten nicht nur eine Schutzfunktion. Die Türmer waren Schulmeister, Musikanten, Hochzeitslader und Leichenbitter, Mesner und Nachtwächter in Per­sonal­union. So diente der Turm als Schule, war notfalls Obdach­losenasyl, fungierte als Auf­bewahrungs­ort der Löschfahrzeuge und der öffentlichen Marktwaage.
Ein wenig berüchtigt war er auch, denn das Arrest­lokal befand sich ebenfalls in seinen Mauern. Wer vom "Allers­berger Loch" sprach, meinte eben dieses Eta­blis­ment.
2016 grundlegend saniert wird der Tor­turm heute wieder für Empfänge, Aus­stel­lungen und Klein­kunst­veranstaltungen genutzt.

Ehemaliges Spital

In seinem Bestand geht es auf das Jahr 1339 zurück, als die Grafenbrüder Leopold und Albrecht Wolf­stein eine Stiftung für alte und kranke Leute errichteten. Das heutige Gebäude wurde in der barocken Blütezeit Allersbergs, nämlich von 1730-1736, nach Plänen des Hof­maurer­meisters Johannes Puchtler erbaut. Nachdem die Wolfsteiner Alten­heim-Stiftung in den Jahren 1970-1972 einen Neubau errichtete, erwarb die katholische Pfarrgemeinde das Gebäude. Nach Renovierung und Erweiterung wird es seit 1977 als katholisches Pfarr­zentrum und Kolping­haus mit Gastronomiebetrieb verwendet.

Katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt

Die Pfarrkirche wurde 1708 bis 1710 unter der Leitung von Giovanni Battista Camessina anstelle der alten Spital­kirche neu gebaut. Die Pfarrei selbst geht auf das 13. Jahrhundert zurück.
Im Kircheninneren dominiert das monumentale Deckengemälde des Künstlers Alois Wünsche-Mitter­ecker (1903-1975). Nach dem 2. Weltkrieg musste die Kirche instandgesetzt und restauriert werden. Im Zuge dessen wurde 1950 der Künstler mit der Ausführung von Decken­gemälden im Chor und im Langhaus beauftragt. Das Fresko zeigt die Aufnahme Mariens in den Himmel und hat eine Fläche von ca. 200 qm.
Viele zeitgenössische Personen wurden in das Fresko eingearbeitet. Um die Identifikation sicherzustellen wurde den Personen eine markante Gebäude­ansicht aus ihrem jeweiligen Ort beigestellt. Dargestellt sind Pfarrer Fetsch, Bischof Joseph Schröffer, das Eichstätter Dom­kapitel und örtliche Hono­ratioren. Daneben finden sich auch die Diözesan­patrone. Acht Gräber hoch gestellter Persönlich­keiten von Allers­berg, unter anderem das Grab der Sybilla Maurer, der Retterin des Allersberger Drahtzuges.

Gilardihaus

Dieses schlossähnliche Gebäude ist das ehemalige Herrenhaus der Leonischen Fabrik Gilardi. Seinen Namen hat das Gebäude durch seinen Erbauer Jacob Gilardi, einem Mailänder, der 1708 in die leonische Drahtfabrik einheiratete und die Drahtzieherei in Allersberg zu hoher Blüte brachte. Erbaut wurde es von 1723 bis 1728. Es war das Wohnhaus der Allersberger Drahtbarone, die Anfang des Jahres 1757 geadelt wurden.
Seit 2006 befindet es sich im Besitz des Marktes Allers­berg. Das denkmal­geschützte Gilardihaus wird im Moment saniert.

Ausführliche Informationen über Leben und Geschichte von Sybilla und Jacob Gilardi finden sich hier.

Heckelhaus

Das sogenannte Heckelhaus war das Wohnhaus des Bürger­meisters Johann Georg Heckel. 1689 gründete er eine kleine leonische Draht­fabrik in Allersberg. Maß­geb­lichen Anteil bei der Gestaltung der Fassade dieses Heckelhauses im barocken Stil hatte der bekannte fürst­bischöf­liche Bau­meister Gabriel de Gabrieli aus Eichstätt. Dem Haus ist rechter­hand ein Turm angebaut, in dessen Turm­pavillon das Wahr­zeichen der Allers­berger Draht­barone zu sehen ist: "Die Madonna mit dem Kinde im Strahlenkreuz".

Alte katholische Pfarrkirche Aller­heiligen

Das älteste Gotteshaus und zugleich auch das älteste Bauwerk in Allersberg. Der Turm ist aus dem 12. Jahrhundert. Die im romanischen Stil erbaute Kirche ist von der Wehranlage umgeben, die zum größten Teil noch erhalten ist.
Im Inneren der Kirche befinden sich bedeutende Kunstwerke. Besonders erwähnens­wert sind die spät­gotische Madonna am linken Seitenaltar (um 1460), die Pieta am rechten Seitenalter (zwischen 1400 und 1420), eine St.-Sebastian-Figur sowie die zierliche, kleine Orgel (1731).

Marktbrunnen

Zur Erinnerung an den „Allersberger Heimat­verein“ wurde Anfang der 1980er Jahre der Markt­brunnen errichtet. Das Oktogon ist mit dem Allersberger Wappen verziert. Der Brunnen ist seit 1984 Mittel­punkt des beliebten Brunnen­festes am Fron­leichnamstag.




Leonische Drahtwaren und die Kunst des DrahtziehensInfo ausblenden

Leonische Drahtwaren

Der Begriff leonische Drahtwaren bezeichnet vergoldete, versilberte und ver­zinkte feine Kupfer­drähte, daraus her­gestellte Zwischen­produkte wie Gespinste und Gewebe sowie Fertigwaren wie beispielsweise Tressen, Borten, Spitzen oder Posamente.
Benannt ist diese Handwerkskunst nach der Stadt Lyon in Frank­reich, in der diese Fertig­keit als erstes zur Blüte kam. Im 16. Jahr­hundert brachten ver­triebene Huge­notten die Kunst des leonischen Drahtzugs mit in den fränkischen Raum.
Vor der Entdeckung des leonischen Draht­zugs wurden kostbare Gewänder und Textilien mit echten Gold- und Silber­fäden bestickt. Ihre Her­stellung war nicht nur sehr auf­wendig, sondern auch sehr teuer. Lange Zeit blieben diese edlen Stickereien ein Privileg von Adel und Obrigkeit.
1689 gründete der damalige Bürger­meister, Bier­brauer, Gast- und Landwirt Johann Georg Heckel die erste leonische Draht­zieherei in Allers­berg. Er stellte dazu den Drahtzieher Konrad Deuerlein ein, der sein Handwerk in Freystadt erlernt hatte.
Das Grundmetall Kupfer wurde in eine zylindrische Form geschmiedet, auf die man die Edelmetalle Gold oder Silber auftrug. Das älteste Verfahren dafür ist die Feuer­ver­goldung mit Blatt­gold. Die veredelten Metall­stangen kamen auf den Schub­boden. Mit Hilfe einer Winde, die mit Armkraft von drei bis vier Männern bewegt wurde, zog man das Metall mit Schlepp­zangen durch immer kleinere Löcher, so dass sich sein Durch­messer ständig verringerte.
Die strohhalmdicken Drähte wurden dann in Heim­arbeit von Stück­werkern auf die end­gültige Länge und Fein­heit gezogen. Dabei wurde der Draht von einer Rolle abgespult, durch ein Zieh­eisen gezogen und wieder aufge­wickelt. Oftmals wurde der Draht durch bis zu 140 Löcher gezogen, bis er seine end­gültige Stärke hatte.

Die Kunst des leonischen Drahtzuges
Die Grundidee ist einfach: Erhitzte Metall­stäbe lassen sich durch immer engere Löcher einer Eisen­platte ziehen und auf diese Weise be­liebig dehnen und zu feinsten Drähten aus­ziehen.
Die handwerkliche Kunst besteht darin, dass bei diesem Vorgang der Draht nicht reißt. Das kegel­förmige Zug­loch durfte nicht zu weit und nicht zu eng sein.
War der Einzugs­konus zu eng, staute sich das Metall; war dieser zu weit, riss der Draht. "Das Metall musste ohne Stau die Zug­löcher in den Zieh­eisen oder Zieh­steinen „durch­fließen“ können."

Leonischer Draht findet bis heute Verwendung bei der Herstellung von Borten und Litzen für Uniformen, Tressen, Bordüren, Schmuck, Fahnen uvm.



Gespinste: mit geplättetem Draht umsponnene Textilfäden





Quellen:
Knauers Kulturführer Deutschland, Droemersche Verlagsanstalt, 1976.
Unsere bayerische Heimat, Ein Reisebegleiter, Verlag Alfred Beron, München, 1974/75.
Deutschland, Sonderausgabe für Tandem Verlag, Potsdam, 2016.
dtv Brockhaus Lexikon in 20 Bänden, Verlag F. A. Brockhaus, Mannheim, 1989.
photos: copyright by a-men-photography.
Internetquellen, u.a. www.wikipedia.de.




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