A-MEN PHOTOGRAPHY

Schöner Brunnen

Sehenswürdigkeit

Der Schöne Brunnen - ein gotisches Juwel

Der schöne Brunnen wurde 1385 bis 1396 von Heinrich Beheim erbaut. Anderen Quellen benennen die Gebrüder Georg und Fritz Rupprecht und Sebald Schonhofer als Erbauer. Die Errichtung selbst soll Kaiser Karl IV. initiiert haben. Aufgeteilt in vier Stockwerke stellte der Brunnen das Weltbild des Heiligen Römischen Reiches dar.
Marienkirche, Schöner Brunnen und der Hauptmarkt bilden zusammen ein Sujet.
Da der ursprünglich verwendete Schilfsandstein stark witterungsanfällig war, musste der Brunnen immer wieder restauriert werden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ersetzte schließlich ein Nachbau aus Muschelkalk das witterungsanfällige Original.


Aufbau

Die Basis des Brunnens bildet ein Oktagon - also ein Achteck. Die circa 17,30 Meter hohe Brunnenpyramide erinnert in Form und Gestaltung an einen gotischen Kirchturm. Insgesamt 40 Figuren in vier Figurenreihen repäsentieren die Weltordnung von unten nach oben. Ganz unten finden sich die Philosophie und die sieben Wissensgebiete. Darüber sind die vier Evangelisten und die vier Kirchenväter angeordnet. Darüber finden die zur Kaiserwahl berechtigten sieben Kurfürsten gemeinsam mit neun Helden der Weltgeschichte ihren Platz. An der Spitze steht Moses mit sieben Propheten. Sieben Schimären fungieren als Regenwasserspeier und symbolisieren die sieben Laster (Geiz, Hoffart, Neid, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Verlogenheit und Zorn). Die achte Figur ist der Glücksbringer Adebar. Adebar ist der Fabelname für den Storch. Der Legende nach wollten die Nürnberger Bürger Adebar damit für den Kindersegen und für das Ende der schlimmen Pestepidemie von 1349 danken.


Der goldene Ring

Anfang des 17. Jahrhunderts tauchte zum ersten mal der „goldene“ Wunschring auf. Natürlich war er nur aus Messing gefertigt. Eine Legende besagt, dass wer einmal am goldenen Ring des Schönen Brunnens dreht, einen Wunsch erfüllt bekommt, wer dreimal dreht, dem wird der Wunsch nach einem Kind erfüllt. Doch wie kam es zu diesem drehbaren Ring im Gitter? Die Geschichte geht so: Im Zuge der Restaurierungsmaßnahmen ließ der Rat 1587 von dem Augsburger Meister Paulus Kuhn das schmiedeeiserne Gitter anfertigen. Meister Kuhn hatte eine Tochter namens Magaret. Sie und der Lehrling des Meisters hatten sich ineinander verliebt. Jedoch wollte der Meister seine Tochter dem armen Lehrling nicht zur Frau geben. "Daraus wird nichts", sagte er, "genauso wenig wie du es fertig bringst,dass die Ringe am Brunnengitter sich drehen können." Als der Meister auf eine Reise gehen mußte, machte sich der Lehrling ans Werk, stellte einen nahtlosen Ring her und fügte ihn mit meisterlichem Geschick ins Gitter ein. Als sein Werk vollbracht war nahm er seine wenigen Habseligkeiten, ging aus der Stadt und kam nie mehr zurück. Als der Meister von seiner Reise zurückkam sah er den Ring und bereute das Gesagte bitterlich. Seine Tochter, so wird berichtet, weinte sich die Augen aus.



Zwei drehbare Gitterringe

Nichts ist für die Ewigkeit! So wurde es wieder notwendig das Gitter um den Brunnen zu restaurieren. Diese Arbeit wurde 1821-1824 vorgenommen, als auch der schadhafte Brunnen überholt wurde. Auch der Originalring wurde hierbei Hinweisen zufolge ersetzt. Bei einer weiteren Renovierung um 1900 herum wurden zwei Schlosserfirmen mit den Arbeiten beauftragt. Dabei wurde wieder der Messingring erneuert. Es wird vermutet, dass die zweite Firma ihr Können auch unter Beweis stellen wollte und angeblich ohne Auftrag einen drehbaren Ring anfertigte. Dieser war allerdings aus Eisen gefertigt. Der Messingring wurde mindestens fünfmal erneuert, nicht nur weil er abgenutzt war, sondern auch wie 1945, weil er gestohlen wurde. Erneuert wurde er 1824, 1903, 1949, 1950 und 1957. Nichtsdestotrotz hat er bei den Einheimischen und den Touristen seine magischen Kräfte beibehalten.


Bibel, Brockhaus und Gesetzbuch

Gehen wir heute um den Brunnen herum und betrachten seine Form, die Figuren, Symbole, Wappen und Ornamente mögen wir sie als schön empfinden, aber ohne Touristenführer erzählen sie uns gar nichts. Für den Menschen des Spätmittelalter war der Schöne Brunnen Bibel, Brockhaus und Gesetzbuch in einem. Die Menschen bewegten sich in einer Welt voller Zeichen und Symbole, deren Bedeutung ihnen zugänglich und geläufig war. Und der Brunnen spendete sauberes Trinkwasser.
Eine eigene Wasserversorgung hatten nur die reichen Patrizier in ihren Häusern über Ziehbrunnen. Fließendes Wasser von einer vier Kilometer entfernten Quelle durch Holzröhren herbeizuschaffen war eine technische Meisterleistung.
Das Wasser floß in ein achteckiges Becken. In der christichen Sybolik steht die Zahl acht für die Taufe. Wie oft sprechen wir ohne es zu wissen biblisch "vom Wasser des Lebens". Wasser in der Symbolik der Reinigung und Wiedergeburt, der Auferstehung und des Lebens. An fast jeden Brunnen finden wir heute Schriftzeichen: Kein Trinkwasser! Wofür ist der Brunnen dann da?
Die Grundzüge der Gesetzgebung findet sich bei den acht Figuren an der Brunnenspitze. Moses mit den Gesetzestafeln und den sieben Propheten, die die allermeisten von uns nicht mehr kennen.
Darunter sind paarweise 16 Figuren angeordnet: die sieben Kurfürsten und die neun guten Helden. Drei heidnische, drei jüdische und drei christliche Helden stehen dort als Vertreter der Gerechtigkeit. Ihr Vorbild soll den Kurfürsten Mahnung und Ansporn für eine gerechte Herrschaft sein. Wer damals von den Helden erzählte, vermittelte zugleich Geografie- und Geschichtsunterricht. Mit Sicherheit spannend in einer Zeit ohne Fernsehen, Handy und Internet. Kirchengebäude, Kirchenfenster, Ältäre und Kunstwerke waren die "Suchmaschinen" des Mittelalters.
Unter den Kurfürsten und Helden sind acht Sitzfiguren angeordnet. Die vier Evangelisten und die vier Kirchenväter sitzen hier einfach zu erkennen durch die beigestellten Attribute.
In der unterste Reihe finden sich die Philosophie und die sieben Wissensgebiete, dargestellt in proportional verkleinerten Sitzfiguren. Sie bilden das profane Wissen um die Welt ab. Den Philosophen Sokrates erkennt man am Buch, Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie durch die entsprechenden Symbole. Auf die tägliche Bedrohung durch das Böse weisen schließlich zahlreiche Fratzen, Dämonen und Fabelwesen (Chimären) hin. Also nimm dich in Acht.



Die Figuren und ihre SymbolikInfo ausblenden

Die Figuren und ihre Symbolik

Der Schöne Brunnen und seine Figuren stehen als Flyer zum Download bereit.

Moses und die Propheten

Kurfürsten und Helden

Evangelisten und Kirchenväter

Wissenschaften (freie Künste)

Fratzen und Dämonen



Chronik des schönen BrunnensInfo ausblenden

Chronik des schönen Brunnens

1385–1396 Errichtung des hochgotischen Brunnenbauwerks aus Schilfsandstein von Baumeister Franz Pfintzing Ab 1389 Weiterbau des Brunnens durch den Steinmetz Heinrich Beheim dem Älteren „Parlier-Schule“ 1490 Neubemalung durch Michael Wolgemut, dem Lehrer von Albrecht Dürer 1493 Hölzerne Wasserleitung wird durch Bleiröhren ersetzt 1540–1541 Erste große Restaurierung des Brunnens aufgrund erheblicher Bauschäden am Schilfsandstein durch den Dürer Schüler Georg Pencz 1586–1587 Abtragung der Unterkörper an den 16 Sitzfiguren wegen sehr starker Verwitterung; ein neues Renaissance-Metallgitter mit arabeskenartigem Aufsatz wird angebracht 1618–1648 Nach dem 30-jährigen Krieg: Abbruchpläne wegen sehr großer Verwahrlosung Anfang 1700 Erster Nachweis eines beweglichen Messingringes 1769 u. 1792 Notdürftige Reparaturen und Abtragung schadhafter Teile 1821–1824 Zweite große Restaurierung durch Prof. Albert Reindel Abtragung der Brunnenpyramide und Wiederaufbau; der Brunnenkörper erhält eine graubraune Farbfassung 1873–1880 Der Brunnen ist schon wieder baufällig 1898–1903 Dritte große Restaurierung Rückbau und Erneuerung in der ursprünglichen hochgotischen Form durch Baurat Heinrich Wallraff; Verwendung eines witterungsbeständigen Muschelkalksteins 1900 Anschluss an das moderne Trinkwassernetz der Stadt 1942–1945 Einmauerung des Brunnens zum Schutz vor Bomben 1950 Neuanfertigung des „goldenen“ Messing-Wunschringes zur 900-Jahr-Feier der Stadt Nürnberg 1956–1957 Erneute Instandsetzung nach wiederholtem Ringdiebstahl 1974 Überarbeitung von Schäden am Brunnen 1992–1993 Restaurierung mit Neubemalung und Vergoldung 2015–2016 Vierte große Restaurierung und Sanierung Stabilisierung und sehr umfangreiche Steinergänzungen des gesamten Brunnens wegen fehlender Tragfähigkeit; Restaurierung und Ergänzung des Metallgitters; Abbau und Neuaufbau der Brunnenspitze und der Fialen; neue Farbfassungen und Vergoldungen an allen Bereichen



Quellen:
Knauers Kulturführer Deutschland, Droemersche Verlagsanstalt, 1976.
Unsere bayerische Heimat, Ein Reisebegleiter, Verlag Alfred Beron, München, 1974/75.
Deutschland, Sonderausgabe für Tandem Verlag, Potsdam, 2016.
dtv Brockhaus Lexikon in 20 Bänden, Verlag F. A. Brockhaus, Mannheim, 1989.
photos: copyright by a-men-photography.
Internetquellen, u.a. www.wikipedia.de.


Eine rechtliche Gewähr für die Richtigkeit des Inhalts wird nicht übernommen. Die Nutzung erfolgt eigenverantwortlich.

Pilgerwege

Oberfränkischer Jakobsweg
Hofer Jakobsweg
Hof - Bayreuth - Nürnberg

Impressionen

picturepicture