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St. Jakob

Sehenswürdigkeit

Die Jakobskirche in Nürnberg

Die Evang.-luth. Jakobskirche ist ca. 950 Jahre alt. Die Straßennamen rund um die Kirche lassen ein mittelalterliches Handwerkerviertel vermuten.
Die Kirche ist Pilgerkirche auf dem Weg nach Santiago des Compostela, altfränkische Königskirche, Deutschordenskirche und mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Begräbnisstätte des berühmten Minnesägers Tannhäuser.
In ihr steht der älteste erhaltene Hochaltar Nürnbergs und viele weitere Kunstwerke. Darunter auch Werke aus der Schule von Veit Stoß und Michael Wohlgemut, dem Lehrmeister Albrecht Dürers.

Die Königskirche

Eine erste Kapelle im 12. Jahrhundert gehörte mit zum Königshof Nürnberg. Ein Königshof (curtis regis) diente dem Reisekönig, denn einen festen Sitz hatte der König damals noch nicht, als Wirtschaftshof. Er war dem König und seinem Gefolge Beherbergungs- und Verpflegungsstätte.
Kaiser Otto IV. übergab 1209 die kleine romanische Kapelle, die vermutlich schon damals dem Hl. Jakobus geweiht war, an den Deutschen Orden. Etwa 80 Jahre später wurde sie abgerissen und durch einen größeren Neubau ersetzt. Gegenüber entstand das St.-Elisabeth-Hospital mit einer Kapelle, die heutige Kirche St. Elisabeth.

Die Deutschordenskirche

Mit dem Begriff des Deutschordens können heute die Wenigsten etwas anfangen, auch wenn das Symbol fast jedem Deutschen bekannt ist: das Ordenskreuz der Deutschen Ritter, das eiserne Kreuz, Sinnbild der Tapferkeit. Die Bundeswehr verwendet es in stilisierter Form noch heute.
Begonnen hat es 1190. In Akkron, einer Hafenstadt bei Jerusalem, gründet sich eine Bruderschaft. Sie nennen sich die “Brüder des Deutschen Hauses Mariens” und widmen ihr Tun der Pflege der an Leib und Seele schwer verwundeten Kreuzritter. Ihre Schutzpatrone sind die Jungfrau Maria, die Hl. Elisabeth und der Hl. Georg. Aus der Bruderschaft wird eine Ordensgemeinschaft, die sich bald “Deutscher Ritterorden” nennt. Ihm gehören Geistliche und Adelige aus Familien an, die ihre Deutschstämmigkeit bis ins 15. Glied zurück verfolgen können. Bei der Aufnahme geloben die Ritter Armut. Keuschheit und Gehorsam. Nichtsdestotrotz sind sie keine Mönche, sondern “Konventsherren”, die sich frei bewegen können.
Anfangs des 13. Jahrhunderts siedelt sich der Deutsche Ritterorden auch in und um Nürnberg an. Kaiser Otto IV. vermacht ihm die Jakobskirche als großzügiges Geschenk und sichert sich so den Orden als starken Verbündeten. (Do ut des. Gib, um zu nehmen.) An dieser Stelle findet sich die erste urkundliche Erwähnung der Jakobskirche.
Im Chorraum der Kirche sind bis heute die Aufschwörschilde der Deutschordensritter aus dem 14. bis 16. Jh. zu sehen. Sie wurden beim Eintritt in den Orden gestiftet und tragen Wappen, Namen und Eintrittsjahr der Novizen.

Thannhäusers Ruhestätte

Einer der bekanntesten Deutschordensritter ist der Minnesänger Tannhäuser.
In Urkunden der fränkischen Ordensniederlassung, die aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammen, taucht zweimal der Name Sibuto de Tannhausen auf. Es heißt dort, dass er bei oder in Sankt Jakob begraben läge.

Reformation

1632, in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648) enteignete Gustav Adolf, der König von Schweden, den Deutschen Orden und übergab die Jakobskirche der Stadt Nürnberg. In der Funktion war sie eine Nebenkirche von St. Lorenz. 1648 wurde sie durch die Bestimmungen des Westfälischen Friedens an den Deutschen Orden zurückgegeben.
1692/93 wurde die Kirche modernisiert, d.h. sie wurde gemäß dem Zeitgeist mit geringem historischen Verständnis barockisiert. Der Hochaltar und andere Kunstwerke wurden einfach übermalt und barock umgestaltet.
1810 wurden die Nürnberger Pfarreien neugeordnet. Die Jakobskirche wurde zur eigenständigen Kirche eines neuen Sprengels erhoben.

Instandsetzung

1821 wandte sich der damalige Pfarrer an den Magistrat und beklagte den unhaltbaren Zustand, in dem sich die Kirche befand. Mäuse- und Rattenkot vielen vom Geteidespeicher des Gewöbes auf die Kirchenbesucher nieder. Magistrat Scharrer konnte nicht nur einen kompletten Abriss verhindern, sondern auch den Architekten und Konservator Carl Alexander Heideloff für die Renovierung der Kirche gewinnen. Neugotisch und umfassend erneuert sollte die Kirche werden. Dabei wurde sie mit mittelalterlichen Kunstwerken aus ehemaligen Nürnberger Klöstern bereichert. 1825 war die Renovierung abgeschlossen. Prunkstück war der jetzt wieder instandgesetzte Hochaltar.

Der Preis des Krieges

Am 02. Januar 1945 wird die Jakobskirche durch Fliegerbomben fast vollständig zerstört. Zwar sind die Kunstwerke in Sicherheit gebracht worden, doch nur Teile der Mauer und des Gebälks blieben stehen. Der Wiederaufbau vollzog sich langsam und wurde erst 1962 vollendet. St. Jakob wurde instandgehalten und erneuert.

Ausstattung

St. Jakob hat viele Kunstwerke. Der Hochaltar, vier Tonapostel, Teile des Dominikaner Zyklus, den Schmerzensmann, Anna Selbtritt, die Beweinungsgruppe, den Hagelsheimer Altar, die Heimsuchungsgruppe, die Kreuzigungsgruppe, das Sakramentshäuschen und Aufschwörschilde kann man bei einem Rundgang in der Kirche bewundern. Auf der Internetseite von St. Jakob ist jedes Kunstwerk schön beschrieben, weshalb ich auf eine detailierte Darstellung verzichte.



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Ausstattung - Einzelkunstwerke

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Der mit Figuren bestückte, spätgotische "Zwölfbotenhochaltar" (die Gruppe des rechten Flügels wurde in den Jahren 1823/25 nachgeschnitzt) an der südlichen Stirnwand des Langhauses.
Über dem Altar sieht man Maria und Johannes aus einer Kreuzigungsgruppe aus dem Jahre 1510; das Kreuz stammt aus dem Jahre 1030. Der Erschaffer war ein anonymer Nürnberger Meister. Er gilt als der älteste Nürnberger Altar, der noch an seinem ursprünglichen Bestimmungsort verblieben ist. Die Flügelmalereien stammen aus den Anfängen der gotischen Tafelmalerei in Nürnberg. Stifter waren zwei unbekannte Ritter des Deutschen Ordens, sie sind in der Kreuzigungsszene auf der rechten Außenseite abgebildet. Auch der Heilige Jakob ist als Patronatsheiliger dargestellt. Die Altarmitte ist verloren gegangen. Aus 1420 stammen die tönernen Apostel in der Predella (im späten Mittelalter und teilweise noch in der Renaissance der malerisch oder plastisch geschmückte Unterbau eines Altars), sie bildeten ehemals eine Abendmahlsgruppe, wobei die sechs fehlenden Apostel heute im Germanischen Nationalmuseum stehen.

Das Lindenholzepitaph der Familie Höltzel und Ehinger (ca. 1510) mit der Darstellung des jüngsten Gerichts (auf der gegenüberliegenden Seite des Altars). Zudem erwähnenswert sind die prachtvollen Glasgemälde, besonders die Wurzel Jesse aus dem Jahr 1497 im südlichen Fenster.
An der Nordseite des Langhauses findet man den sogenannte Hagelsheimer Altar. Dieser Altar wurde von Sigmund I. und Leonhard II. Held, genannt Hagelsheimer, gestiftet. Es sind nur noch die Relieffiguren der Anna Selbdritt, Margaretha, Genoveva und Helena erhalten; sie stehen heute auf der Predella, die die Mariengeburt zeigt. Diese Figurengruppe stammt aus der Werkstadt von Veith Stoß und war einst in der Frauenkirche zu finden. Zudem sehenswert sind die mit dem Ordenskreuz der Deutschen Ritter verzierten Grabsteine, sog. Aufschwörschilde, die anlässlich der Noviziatsaufnahme von Deutschordensrittern des 14. und 16. Jh. gestiftet wurden. Sie erinnern daran, dass die Kirche einst dem Deutschen Orden gehörte. Der Ritterorden hatte zum Heiligen Jakob als ritterlichen "Maurentöter" ein besonderes Verhältnis. "Die Beweinung Christi" aus dem 15. Jahrhundert von einem anonymen Meister. Es zählt aber dennoch zu den Hauptwerken der Nürnberger Plastik. Die eindrucksvolle Gruppe ist gekennzeichnet von Trauer und Ergriffenheit.
DOMINIKANER ZYKLUS Unter dem Einfluss Dürers und seiner Schüler entsteht um 1510/15 eine Passionsfolge eines unbekannten Meisters. Im 18. Jh. verkleideten sie die Empore der Dominikanerkirche in Nürnberg. Bemerkenswert sind die Farben und die räumliche Darstellung. Er verankerte die biblische Historie weder durch eine genauere Beachtung des Kostüms und die Wiedergabe bekannter Lokalitäten in seiner eigenen Zeit, noch versetzte er sie durch orientalisches Ambiente und römische Uniformen an ihren historischen Ort. Allein beim Ecce homo und beim Abendmahl finden sich fränkisch anmutende Stadtbilder. 1807 wird die Dominikaner Kirche wegen Baufälligkeit abgerissen und die Gemälde auf die Kirchen der Stadt verteilt. In St. Jakob sind sechs geblieben, die anderen befinden sich mittlerweile im Germanischen Nationalmuseum.
Schmerzensmann Lange Zeit war diese Figur unbeachtet auf einer Säule gestanden. Der nahezu lebensgroße Schmerzensmann erhob seine Hände, so dass der Betrachter die Wundmale sehen konnte. Sein Leib ist gezeichnet von der Kreuzigung. Die erst gegen 1400 entwickelte Ikonographie des Fürbittschmerzensmannes kombiniert die Mahnung Jesu an den Betrachter, angesichts seines Leidens ein gottgefälliges Leben zu führen, mit der Versicherung bei Gott selbst bittend für die Seele des Sünders einzutreten. Auffallend ist sein Gewand, dass in zahlreichen kleinen Wellen den Körper umhüllt. Diese Figur ist ein Zeugnis des sogenannten Weichen Stils. Eine Periode der mittelalterlichen Kunst um 1400. Sie zeichnet sich durch eine besondere Zierlichkeit der Formen aus. Die Gewänder bestehen aus geschmeidigen Faltungen, die auf scharfe Grate und Brechungen vollkommen verzichten. Es entsteht so eine höchst dekorative Erscheinung.
GROSSMUTTER, MUTTER UND KIND "DIE DREIFACHE ANNA" - ANNA SELBDRITT
ANNA SELBDRITT – was für eine seltsame Bezeichnung! Es ist ein Beiname, die Bezeichnung einer Darstellungsform, die sich im 13. Jhd. in Deutschland verbreitet hat: Die heilige Anna mit ihrer jugendlichen Tochter Maria und dem Jesuskind. Zu den berühmtesten Darstellungen gehören die von Albrecht Dürer (1519) und Leonardo da Vinci (1501/1507).
In St. Jakob findet man Anna Selbdritt gleich mehrmals. Einmal als Figurengruppe auf dem linken Pfeiler im Großen Saal, als Malerei in der Kirche an der südl. Chorwand auf einem Altarflügel (neben der Hl. Elisabeth) und ganz links auf dem Hagelsheimer Altar an der Nordwand. Und darüber eines unserer kostbarsten Werke: Anna Selbdritt auf einem runden, wolkenumrahmten Mondgesicht schwebend*), aus Lindenholz geschnitzt und reich vergoldet – nach Expertenmeinungen ein Original Veit Stoß um 1500/05. Die Gruppe war früher in der Frauenkirche, kam 1824 nach St. Jakob. Nach der Auslagerung im 2. Weltkrieg bildete sie ein Hauptstück im Veit-Stoß-Raum des German.Nationalmuseums, bis sie 1963 ihren heutigen Platz einnahm. Die in der Mitte sitzende Anna ist eine stattliche Frau mittleren Alters mit klugen Augen und leicht geöffnetem Mund; ihr in kunstvollem Faltenwurf fallender goldener Umhang fließt mit dem Gewand der Tochter zusammen, die Säume sind mit erhabenen Inschriften in Gold ohne zusammenhängenden Text verziert. Maria ist hier als junge Himmelskönigin dargestellt, edel gekleidet mit Krone und stolzem Blick, nicht die aufgewühlte junge Frau wie auf der Heimsuchungsgruppe an der linken Wand, eher ein Pendant zu der ebenfalls bekrönten “Maria mit dem Kind” rechts darunter. Sie weist auf das Jesuskind auf dem Arm ihrer Mutter, ein knuddeliges, nacktes Baby mit Löckchen und blanken Augen im runden Kindergesicht, das nach einer goldenen Kugel greift. Anna (hebr. Die Begnadete) wird erstmals in den Apokryphen im Protoevangelium des Jakobus um 150 erwähnt. Sie war mit Joachim verheiratet und wurde erst nach 20-jähriger kinderloser Ehe schwanger. Nach der Legenda Aurea hatte die betagte Anna nach Joachims Tod noch zwei weitere Ehemänner. Seit dem 6. Jhd. wird Anna als Marias Mutter verehrt. Der Kult erreicht im späten Mittelalter seinen Höhepunkt. Anna ist u.a. die Schutzpatronin gegen Gewitter, die in der Zeit um ihren Gedenktag (26. Juli) bei schwülwarmem Wetter ja häufig heftig auftreten. Martin Luther rief sie in höchster Not an: “Hilf Heilige Anna, ich will ein Mönch werden” und erfüllte bekanntlich dieses Gelübde mit ungeahnten Folgen. Der Hl. Anna werden außerdem noch unzählige Patronate zugeschrieben. Aber das wunderbarste ist doch dieses: Die Großmutter des Heilands zu sein!
Anna Selbdritt auf einem runden, wolken-umrahmten Mondgesicht schwebend? Zweifel sind angebracht. War doch in den alten Kunstführern bisher von einer Mondscheibe bzw. einer Mondsichel die Rede. Und sehen kann man nichts von allem … Also – um die Wahrheit heraus zu finden, muss man der Heiligen Anna – pardon – direkt unter den Rock schauen. Dann sieht man es ganz genau: Ein pralles, rundes Mondgesicht, das ein wenig schmunzelt. Und das tat Meister Veit Stoß wahrscheinlich auch, als er sich diesen kleinen Gag ausdachte. https://jakobskirche-nuernberg.de/die-beweinungsgruppe-und-lindenholzpieta/




Quellen:
Knauers Kulturführer Deutschland, Droemersche Verlagsanstalt, 1976.
Unsere bayerische Heimat, Ein Reisebegleiter, Verlag Alfred Beron, München, 1974/75.
Deutschland, Sonderausgabe für Tandem Verlag, Potsdam, 2016.
dtv Brockhaus Lexikon in 20 Bänden, Verlag F. A. Brockhaus, Mannheim, 1989.
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Internetquellen, u.a. www.wikipedia.de.

Impressionen