Ein herauragendes Denkmal Deutscher Industriegeschichte
In nur 10 Jahren Bauzeit (1836-1846) wurde der Ludwig-Donau-Main-Kanal, gerne auch Ludwigskanal genannt, erbaut. Dieses Meisterwerk der Ingenieurskunst verband die Donau bei Kehlheim mit dem Main bei Bamberg und stellte so eine schiffbare Verbindung zwischen der Nordsee und dem Schwarzen Meer her. Bis zur Entstehung des Eisenbahnnetzes war er ein wichtiger Transportweg und förderte die wirtschaftliche Entwicklung Bayerns nicht unerheblich. In einzelnen Regionen war seine Bedeutung immens. Die Belieferung Nürnbergs mit Sandsteinquadern aus Sandsteinbrüchen zwischen Wendelstein und Worzeldorf sind hier zu nennen. Das berühmteste Transportgut dürften wohl Teile der Kettenbrücke zwischen Puda und Pest (Budapest) gewesen sein. Sie wurden damals von London aus über diesen Kanal verschifft.
Ein paar Fakten:
Bei einer Gesamtlänge von 173 km durchquerte er fünf Flusstäler und führte über die europäische Wasserscheide im Fränkischen Jura. Insgesamt wurde ein Höhenunterschied von 264 Metern überwunden. Dabei waren 80 m
Aufstieg von der Donau und 184 m Abstieg zum Main.
60 Geländeeinschnitte, 70 Dämme und 100 Kammerschleusen wurden errichtet. In sieben Städten entstanden Kanalhäfen, dazwischen befanden sich 15 kleinere Häfen, sogenannte Anländen. Fünf Straßenunterführungen und
zehn Kanalbrücken sowie rund 100 Straßenbrücken integrierten den neuen Wasserweg in das bestehende Verkehrsnetz.
Die technische Entwicklung blieb aber nicht stehen und mit dem Entstehen eines Eisenbahnnetzes folgte der Niedergang des Kanals. Schneller und günstiger konnten die Waren nun transportiert werden. Nachfolger des 1950 aufgelassenen Kanals ist der 1960 bis 1992 errichtete Main-Donau-Kanal. Der Ludwigskanal wird heute regional liebevoll "Alter Kanal" genannt und dient Städtern als Naherholungsbereich. Auf der Strecke von Beilngries nach Nürnberg blieb der Ludwigskanal im historischen Umfang und mit einigen Funktionen weitgehend erhalten.
Die technische Leistung wird bezeugt durch die Inschrift auf dem Kanaldenkmal bei Erlangen: „DONAU UND MAIN FÜR DIE SCHIFFFAHRT VERBUNDEN, EIN WERK VON CARL DEM GROSSEN VERSUCHT, DURCH LUDWIG I KOENIG VON BAYERN NEU BEGONNEN UND VOLLENDET MDCCCXLVI.“. Das Denkmal stellt die Vereinigung von Main und Donau (lat. Moenus et Danubius) durch eine Allegorie der beiden oben auf liegenden Figuren dar, welche sich über ihren Quellen die Hand reichen.
"König Ludwig I. von Bayern und sein Kanal"
Bereits im Jahr seiner Thronbesteigung 1825 beauftragte König Ludwig I. von Bayern den königlichen Baurat Heinrich Freiherr von Pechmann, Pläne für einen neuerlichen Versuch zu
entwerfen. Von Pechmann schloss die Planung, bei der er sich für die Strecke Kelheim-Bamberg entschied, schon 1830 ab, 1832 wurde sie publiziert.
Finanziert wurde das Projekt durch den Verkauf von Aktien. Zum Absatz der Aktien wurde mit dem Bankhaus Rothschild ein Vertrag geschlossen, der diesem eine vierprozentige Verzinsung des Aktienkapitals
ab dem 1. Juli 1842 versprach, sollte der Kanal bis zu diesem Zeitpunkt nicht vollständig betriebsbereit der Aktiengesellschaft übergeben worden sein. So beliefen sich die Kosten entgegen der geplanten
8 Millionen Gulden schließlich auf 17,5 Millionen Gulden. Kostenexplosion bei Bauprojekte gab es also bereits in dieser Zeit.
Quellen:
Knauers Kulturführer Deutschland, Droemersche Verlagsanstalt, 1976.
Unsere bayerische Heimat, Ein Reisebegleiter, Verlag Alfred Beron, München, 1974/75.
Deutschland, Sonderausgabe für Tandem Verlag, Potsdam, 2016.
dtv Brockhaus Lexikon in 20 Bänden, Verlag F. A. Brockhaus, Mannheim, 1989.
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Internetquellen, u.a. www.wikipedia.de.