Sehenswürdigkeiten in Markt Feucht
Eine detailierte Beschreibung aller Sehenswürdigkeiten von Feucht findet sich auf deren Homepage, sowie im lesenswerten Pdf-Flyer "Drei-Schlösser-Rundweg".[1]
Kurzer historischer Abriss
Die erste Erwähnung Feuchts wird etwa auf das Jahr 1190 datiert: Das berühmte "Pontificale Gundecarianum" [2] (ich kannte es auch nicht) berichtet für diese Zeit von
der Weihe einer Kapelle in Feucht durch Bischof Otto
von Eichstätt. Feucht liegt an der alten Handelsstraße von Nürnberg nach Regensburg und es ist kein feuchter Ort, sondern der Ort bekam seinen Namen durch seinen damals reichen Fichtenbestand.
Auf althochdeutsch heißt die Fichte nämlich "fiutha". Feucht unterstand als Reichsgut Nürnberg, wurde aber bereits 1378 zum Markt erhoben. Den Wohlstand verdankte man dem Zeidlertum oder
Zeidlerwesen und ein Zeidler war nichts
anderes als ein Bienenzüchter. Das Wort geht auf das althochdeutsche Wort "zidel" also Biene zurück. Heute nennen wir das Ganze Imker und Imkerei.
Wie Pfeffer und viele andere Naturerzeugnisse auch, ist Honig heute sehr kostengünstig zu haben. In der damaligen Zeit aber waren die Produkte der Bienen etwas Besonderes und fast ausschließlich den Wohlhabenden
vorbehalten.
Da der Rohrzucker noch nicht erfunden war, war Honig die einzige Quelle des Süssen. Und das Bienenwachs wurde für die Kerzenherstellung verwendet. Wohlriechende Kerzen, keine rauchenden und stinkenden aus Talg
oder gar Öllampen. Im Mittelalter war der Reichswald mit Fug und Recht des "Deutschen Reiches Bienengarten". Ohne dieses intensive Zeidelwesen hätte es die berühmten Nürnberger Lebkuchen so nie gegeben.
1350 erteilte Kaiser Karl IV. den Feuchtern das Privileg der eigenen Rechtsprechung. Bei Streitigkeiten unter den Zeidlern entschied jetzt das Zeidlergericht in Feucht. Diese eigene
Gerichtsbarkeit wurde erst 1798 unter preußischer Herrschaft aufgehoben.
1431 wurde der Ort befestigt, was den Ort in Kriegszeiten nicht wirklich nützlich war. Marktgraf Albrecht Achilles äscherte den Ort 1449 ein und im zweiten Marktgrafenkrieg brannten wieder große
Teile des Ortes.
Keine Befestiung hilft gegen Brandbomben aus der Luft. Vom 11 auf den 12 August 1943 erlitt Feucht seinen schwersten Luftangriff. Auf den Weg nach Nürnberg überflogen 653 Bomber Feucht und
ließen einen Teil ihrer Bombenlast auf den Ort niederregnen.
Evangelisch-Lutherische Kirche St. Jakob
Die Errichtung einer größeren Kirche auf dem Arreal der alten Kapelle wird im Jahr 1366 vermutet, als Feucht zur Pfarrei erhoben wurde.
Der Altarraum mit seinem gotischen Kreuzrippengewölbe und das
Chorfenster ist der einzig erhaltene Teil der Kirche, welcher aus dem ausgehenden Mittelalter datiert.
Das Langhaus wurde 1848/49 abgerissen und neu errichtet. 1943 wurde die Kirche beim oben genannten Bombenangriff fast völlig zerstört.
Von einem Ereignis, das sich am Vormittag nach der Bombennacht abspielte, möchte ich berichten. Scheu traten die ersten Bürger in die Ruine ihrer Kirche ein. Der Rauch von verkohltem Holz lag noch in der Luft.
Überrascht und erstaunt stellten sie fest, dass das Fenster im Chor, welches den Auferstanden mit einer Siegefahne zeigt, unversehrt war.
Es wird erzählt, die Sonne habe es von hinten hell angestrahlt und so habe der Auferstandene leuchtend über der Trümmern der Kirche gestanden. Des weiteren wird erzählt, dass sogar gestandene Männer sich ihren
Tränen nicht erwähren konnten. Dort bestehen, wo alles andere zerfällt.
Getragen vom Glauben erfolgte der Wiederaufbau 1950/51. In dieser Zeit erhielt der Kirchturm auch wieder seine vier Scharwachttürmchen.
Da Scharwachttürmchen im Mittelalter nur an Wehrbauten angebracht wurden, weisen diese auf die Befestigung Feuchts hin, die durch den Nürnberger Rat geplant und 1431 von Kaiser Sigismund in einer Urkunde genehmigt
worden war. Der an der bedeutenden Handelsstraße nach Regensburg liegende Ort sollte vor der Bedrohung durch die Hussiten geschützt werden. Die kaiserliche Urkunde markiert zudem den Zeitpunkt von Feuchts
Erhebung zur Marktgemeinde. (vgl. oben)
Das Kruzefix auf der Altarmensa wird von zwei Engeln komplementiert, die dem "Englischen Gruß" in der Nürnberger Lorenzkirche nachempfunden und jüngerem Datums sind.
Sechs bronzene Leuchterengel befinden sich oberhalb der Empore an den Langhauswänden. Ihr ursprünglicher Platz war im Altarraum. Es sind Werke des Nürnberger Bronzegießers Jakob Daniel Burgschmied von 1839/40.
Die Gießerei ist noch heute in Nürnberg vorhanden und wird erfolgreich von einer Gießerin betrieben.
An der östlichen Außenwand des Turmes steht eine Ölberg-Gruppe aus dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts.
Der Nürnberger Maler Kurt Busch bereicherte 1959 mit seinem Gemälde "Auferstehung Christi" über dem Chorbogen das Kircheninnere.
1999 schuf der Feuchter Künstler Reinhard Eiber das Jakobsstandbild an der nördlichen Außenwand. Es trägt der Wiederbelebung des Jakobsweges Ende des 20. Jahrhunderts Rechnung.
Heute bildet die Kirche mit der Alten Schmiede und dem Mesnerhaus (dem ehemaligen Feuchter Schulhaus) ein reizvolles Ensemble, das ergänzt wird durch das barocke Pfarrhaus von 1732 im angrenzenden Pfarrgarten.
Von St. Jakob in Feucht geht es auf die letzte Etappe nach Stein/Deutenbach. Dort, am Rastplatz von Pilger Anton, endet der Oberpfälzer Jakobsweg und es geht weiter auf dem "fränkischen Camino" Richtung Rothenburg o.d.T..
Rathaus
1640 ließ der Wirt des Schwarzen Adlers, Konrad Wurffbein, das Rathaus erbauen. Wegen der herausragenden Lage an der Hauptstraße bei Konrad Wurffbein kam es 1685 zur Errichtung einer Posthalterei. In den folgenden zwei Jahrhunderten wechselte das Haus mehrfach die Besitzer. 1878 wurde Altdorf an das Bahnnetz angeschlossen. Die Posthalterei war damit überflüssig geworden. 1879 kaufte die Marktgemeinde Feucht schließlich das Haus Nr. 43 und baute es zum Rathaus und Schulhaus um. Nach Jahren wechselvoller Umgestaltungen wurde das Rathaus 1943 bei Fliegerangriffen völlig zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte 1949/50. Sein heutiges Erscheinungsbild erhielt das Rathaus während einer Generalsanierung im Jahre 2001.
Drei Schlösser-Rundweg
Im Flyer "Drei-Schlösser-Rundweg" finden sich alle wichtigen Sehenswürdigkeiten von Markt Feucht, weshalb ich hier auf eine detailierte Darstellung verzichte.
Katholische Herz-Jesu-Kirche
Der Neubau einer katholischen Kirche - wir erinnern uns, 1525 war Reformation - ging aus der Betreuung katholischer Arbeiter hervor, die 1870/71 am Bau der Eisenbahnlinie Nürnberg-Regenburg beteiligt waren. Einer ersten Kapelle 1877 folgte der Kirchenbau 1903/04. Ursprünglich sollte auch diese Kirche St. Jakob geweiht werden. Das bischöfliche Ordinariat lehnte dies jedoch ab. 1921 wurde die katholische Gemeinde zur Pfarrei erhoben. Durch Kriegszerstörung mußte die Kirche 1955 durch einen Neubau ersetzt werden. Die Kirche birgt einen Jakobusaltar, der 1956 in zwei Seitenältäre aufgeteilt und um einen Marienfigur erweitert wurde.
Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum
Das Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum befindet sich im früheren Torwärterhaus des Pfinzingschlosses. 1943 erwarb Prof. Dr. Hermann Oberth (1894-1989) das Pfinzingschloss. Während und nach dem Krieg diente es als Zufluchtstätte für Aussiedler aus dem Osten. 1971 wurde im 1. Obergeschoss ein Raumfahrt-Museum eingerichtet. 1988 schließlich kaufte der Markt Feucht das Schloss. Es wurde grundlegend saniert und die Halle in ihrer ursprünglichen Form und Größe wiederhergestellt. Das Raumfahrt-Museum zog in das frühere Torwärterhaus um. Prof. Dr. Hermann Oberth gilt als einer der Begründer der wissenschaftlichen Raketentechnik und Astronautik. Er wirkte an der Entwicklung der V2 in Peenemünde mit. Später wurde er Ehrenbürger von Markt Feucht und mit einem Denkmal im Eichenhain geehrt. Das Museum hat mich weder von der Größe noch von der Gestaltung überzeugt.
Quellen:
Knauers Kulturführer Deutschland, Droemersche Verlagsanstalt, 1976.
Unsere bayerische Heimat, Ein Reisebegleiter, Verlag Alfred Beron, München, 1974/75.
Deutschland, Sonderausgabe für Tandem Verlag, Potsdam, 2016.
Auf dem Jakobsweg, Wander- und Kulturführer, Verlag Seehars, Uffenheim, 1997.
dtv Brockhaus Lexikon in 20 Bänden, Verlag F. A. Brockhaus, Mannheim, 1989.
photos: copyright by a-men-photography.
Internetquellen, u.a. www.wikipedia.de.
[1] Die direkte Verlinkung zum Flyer wurde herausgenommen, da die Pdf-Seite mehrmals verschoben wurde.
[2] Das Pontifikale Gundekarianum ist ein nach dem Eichstätter Bischof Gundekar II. benanntes liturgisches Buch.
Es wurde von seinen Nachfolgern bis 1697 kontinuierlich fortgeschrieben und bildet damit eine entscheidende Quelle zur Geschichte des Bistums.
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