sehenswert
Namensherleitung und -ursprung
Erstmals erwähnt wird Reichelsdorf im Jahr 1299 in Zusammenhang mit einem Sifrit von Reicholtsdorf.
Conrad Waldstromer kam 1336 in den Besitz der Reichelsdorfer Mühle (dem heutigen Mühlhof). Die Waldstromer verkauften sie 1539 zusammen mit weiteren Besitzungen, sowie dem Herrensitz in
Reichelsdorf an die Markgrafen von Ansbach.
Im Laufe der Jahrhunderte wechselten die Herren über Reichelsdorf immer wieder. Patrizier und Markgrafen lösten einander ab, und sogar Preußen (1796) war vertreten, bis Reichelsdorf im
Jahr 1806 wieder an das Königreich Bayern fiel.
Kirchen
Die Kirchengebäude der evang. Philippuskirche (1965) und der kath. Kirche Heilige Familie (1939) sind neuerem Datums.
Waldstromer-Schlösschen & Brandenburger Wirtshaus
Als Sehenswürdigkeiten sind das Waldstromer-Schlösschen (Herrensitz Reichelsdorf) und die historische Gaststätte "marktgräfliches oder brandenburgisches Wirtshaus" zu nennen.
Das Waldstromer-Schlösschen wurde im 14. Jahrhundert gebaut. Es hatte bis in die heutige Zeit eine ganze Reihe von Besitzern, aber eine der ältesten Nürnberger
Patrizierfamilien nutzte das Gebäude am längsten als Herrensitz, nämlich ca. 200 Jahre lang. Die Familie Waldstromer gab dem Schlösschen daher auch seinen Namen.
Das "Brandenburger Wirtshaus" erhielt seinen Namen 1539, als es in den Besitz des Ansbacher Marktgrafen überging, der zugleich das Fürstentum von Brandenburg besaß.
Errichtet wurde der historische Sandstein- und Fachwerkbau um das Jahr 1600 als markgräfliche Fürstenherberge und Schankstätte. Vom kaiserlichen Freiherrn Tilly auf der Flucht vor dem Schwedenkönig Gustav-Adolf
um 1630 zerstört, wurde das Gebäude 1680 vom Hammerwerksbesitzer Friedrich Götz wieder aufgebaut und fungierte als Schankstätte. 1726 kam das Gebäude in den Besitz der Familie Schalkhaußer. Das Gebäude wurde als
Wohnhaus, Schänke, Brauerei und Mälzerei genutzt.
Der sechszackige Zoiglstern auf der Giebelnordseite ist das alte Zeichen der Schrankgerechtigkeit. Hier durfte Bier gebraut und ausgeschenkt werden. War das Bier aufgebraucht, dann wurde der Zoiglstern
an den nächsten Brauer weitergegeben. Das Schankrecht war so gerecht verteilt.
Später wurde daraus das Krugrecht. Der Inhaber des Krugrechts wurde früher auch als Krüger (daher der Nachname) bezeichnet. Der Stern im Wirtshaus-Schild oder am Gebäude wurde zum Privileg. Es stand für das
Recht selbstgebrautes Bier ausschenken zu dürfen und war zugleich Verpflichtung kein Bier zu "panschen". Wer minderwertige Stoffe bei der Herstellung verwendete oder Bier mit Wasser streckte, verlor nicht nur
dieses Privileg, sondern wurde auch hart bestraft.
Der sechszackige Zoiglstern
Der sechszackige Zoiglstern, der aus zwei ineinandergesteckten gleichseitigen Dreiecken gebildet wird, symbolisiert die drei beim Brauen beteiligten Elemente Feuer, Wasser und Luft
sowie die im Mittelalter bekannten Zutaten Wasser, Hopfen und Malz. Die Bedeutung der Hefe bei der Gärung war damals noch nicht bekannt, sie wurde allgemein nur als "Zeug" bezeichnet.
Als Zeichen dafür, daß in einem Haus Zoigl ausgeschenkt wurde, diente der Zoiglstern. Dieser wurde an einer Stange befestigt und gut sichtbar an der Hauswand angebracht. Aus dem (An-)Zeiger an der Hauswand
wurde durch den Oberpfälzer Dialekt "Zeigel", und später daraus "Zoigl".
Der sechszackige Stern, auch als Hexagramm, Davidstern, Zionsstern oder "Siegel Salomons" bekannte Symbol, war eben nicht per se mit dem Judentum verknüpft. Im Frühmittelalter erhielt das Hexagramm eine
abwehrende Bedeutung und wurde gleichermaßen von Muslimen, Christen und Juden als Talisman gegen Dämonen und Feuergefahr verwendet. Vor allem die Feuergefahr war den mittelalterlichen Brauern stets
gegenwärtig.
Aus diesem Synonym für mittelalterliches Brauen wurde dann das Privileg durch den Stern im Wirtshaus-Schild sein Recht auf den Ausschank von selbstgebrauten Bier zu zeigen.
(Wasser, Feuer, Luft: Die Gerste wurde im Wasser zum Keimen gebracht, mit dem Feuer wurde die Pfanne im Sudhaus betrieben und die Luft stand für den "Geist" des Bieres - die Kohlensäure)
Quellen:
Knauers Kulturführer Deutschland, Droemersche Verlagsanstalt, 1976.
Unsere bayerische Heimat, Ein Reisebegleiter, Verlag Alfred Beron, München, 1974/75.
Deutschland, Sonderausgabe für Tandem Verlag, Potsdam, 2016.
Auf dem Jakobsweg, Wander- und Kulturführer, Verlag Seehars, Uffenheim, 1997.
dtv Brockhaus Lexikon in 20 Bänden, Verlag F. A. Brockhaus, Mannheim, 1989.
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