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Nürnberg

Sehenswürdigkeiten


Evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Leonhard

St. Leonhard ist ein Ortsteil von Nürnberg und entstand im 14. Jahrhundert wie St. Johannis, St. Jobst und St. Peter als sogenannter Siechen­kobel. Siechen­kobel dienten zur Unter­bringung Lepra­kranker vor den Toren der Stadt.

Die heute denkmal­geschützte Kirche St. Leonhard befindet sich in diesem Ortsteil. Sie wurde vom Lorenzer Pfarrer Herrmann Schürstab gestiftet und am 25. Januar 1317 eingeweiht. Die "Kapelle der Aussätzigen" wie sie genannt wurde, entwickelte sich rasch zu einer Gemeinde­kirche für die umliegenden Dörfer (Sündersbühl und Schweinau).

Mehrmals fiel die Kirche der Zerstörung anheim. Zum ersten Mal im Jahr 1449. Die Patrizierfamilie Schüssel­felder übernahm damals die Kosten des Wiederaufbaus. Ein zweites Mal wurde sie im Zweiten Markgrafenkrieg im Jahre 1552 und ein drittes Mal 1632 im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) zerstört. Während dieser Zeit wurden die Gottesdienste der Gemeinden in der Rochuskapelle abgehalten, die wir bereits auf unserem Pilgerweg gesehen haben.
Die Kirche erhielt 1887/88 ihre neugotische Erweiterung. Im Zweiten Weltkrieg wiederum schwer beschädigt, wurde sie 1958/59 wiederauf­gebaut, restauriert und nochmals erweitert. Das einzig erhaltene Ausstattungsstück ist eine Pietà aus dem 16. Jh. (1510/20).


Der Heilige Leonhard

Die am Anfang kleine Kapelle hatte zunächst viele Patrone: Maria, Katharina, Margareta, Erasmus und Leonhard. Leonhard setzte sich schließlich als Namens­patron durch. Leonhard von Limoges, auch Leonhard von Noblat genannt, war ein fränkischer Adelssohn, der wahrscheinlich im 6. Jh. am Hof der Merowinger erzogen wurde und später als Eremit lebte. Er gilt als Schutz­patron der Gefangenen.

Der Legende nach sind durch das Gebet des heiligen Leonhard oder auf seine Anrufung hin auf wundertätige Weise die Ketten zahlreicher Gefangener zersprungen, weshalb er auch als "Kettenheiliger" bezeichnet wird. Sein Attribut ist daher eine Kette, sein Gedenktag ist der 6. November.
Besondere Verehrung wurde ihm ab dem 11. Jahrhundert in Altbayern zuteil, wo er als Nothelfer angesehen wird, vor allem aber als Schutzpatron für das Vieh, insbesondere für die Pferde (Leonhardiritt). Der Volksmund verlieh ihm die Beinamen „bayerischer Herrgott“ oder „Bauernherrgott“. Der heilige Leonhard wird von Bauern, Stallknechten, Fuhrmannsleuten, Schmieden und Schlossern, Böttchern, Kesselschmieden, sowie Obsthändlern und Bergleuten angerufen. Er gilt auch als Helfer von Wöchnerinnen. Der Heilige, so wird berichtet, habe nämlich die hochschwangere Königin gerettet. Und das kam so: Das Königs­paar war in den Wäldern von Limoges auf der Jagd, als bei der Königin überraschender Weise die Wehen einsetzten. Auf Bitten des Königs betete Leonhard am Lager der Königin, und sie schenkte ihrem Sohn das Leben. Da nach schwerer Geburt Mutter und Kind wohlauf waren, wollte der König – vermutlich Chlothar I. - ihn mit Gold und Silber entlohnen. Doch Leonhard erbat sich lediglich so viel Wald­fläche, wie er mit seinem Esel in einer Nacht umreiten könne. Diesen Wunsch erfüllte der König gerne. Leonhard gründete auf dem geschenkten Land das Kloster Noblat, das heutige Dorf St-Léonard-de-Noblat, wo er ehemalige Gefangene aufnahm und zu Handwerkern ausbildete. Vermutlich auch deshalb wird er in der Ikonographie seit dem 13. Jahrhundert oft als Benediktinerabt mit Krummstab dargestellt. Sein Haupt­attribut ist wie gesagt eine Kette, oftmals wird er aber auch mit Pferden und Ochsen dargestellt.

Wie ist der Heilige Leonhard mit Pilgern verbunden?

Die Kirche über seinem angeblichen Grab war Station der Pilger auf der Wallfahrt zu Jakobus in Santiago de Compostela. Richard Löwenherz, Pippin der Kleine oder Karl VII. machten hier Station.

leonhard

Ignaz Baldauf (1715 - 1795): Leonhards Verehrung in Bayern, Deckenfresko, in der Wallfahrtskirche St. Leonhard in Inchenhofen
Copyright by Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon


Leonhard wird zu guter letzt auch noch bei Kopfschmerzen, sowie Geistes- und Geschlechtskrankheiten angerufen. Warum? Hier dauert meine Recherche noch an.

Der Siechkobel

Siechkobel oder Leprosenhäuser entstanden im 13. und 14. Jahrhundert. Dort wurden Aussätzige (= ausgesetzt, abgesondert) oder Menschen mit anderen ansteckenden Krankheiten betreut. Zum Wort "siechen", also an einer Krankheit leiden, kam das Wort "Kobel", was das Baumnest eines Eichhörnchens bezeichnet. Die Siechkobel - am besten wiedergegeben mit dem Wort Aussätzigenhaus - waren zusammen mit den Spitälern, den Pilgerhospizen, den Zwölfbrüderhausstiftungen, den Findelhäusern, den Klöstern sowie den zahlreichen Almosenstiftungen, wichtiger Bestandteil der mittelalterlichen Sozial-, Kranken-, Armen- und Altersfürsorge. Die Siechkobel entwickelten sich ab dem 16. Jh. zunehmend zu Pfründneranstalten, vergleichbar mit den heutigen Altersheimen.

Die Patrizierfamilie Schüsselfelder

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Quellen:
Knauers Kulturführer Deutschland, Droemersche Verlagsanstalt, 1976.
Unsere bayerische Heimat, Ein Reisebegleiter, Verlag Alfred Beron, München, 1974/75.
Deutschland, Sonderausgabe für Tandem Verlag, Potsdam, 2016.
dtv Brockhaus Lexikon in 20 Bänden, Verlag F. A. Brockhaus, Mannheim, 1989.
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Internetseiten, u.a. www.wikipedia.de.
www.heiligenlexikon.de


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