St. Laurentius
Die evangelische Pfarrkirche St. Laurentius ist eine romanische, gotisch umgebaute Saalkirche. Sie ist Zentrum und prägentes Architekturbild des Frankenmarktes Roßtal.
Der Bau geht auf eine Stiftung der Pfalzgräfin Irmingard von Hammerstein in den Jahren 1025 bis 1042 zurück. Der Name der Kirche steht in Verbindung mit dem Siegestag der Schlacht auf dem Lechfeld am 10. August 955, in der der erste deutsche Kaiser Otto der Große einen vollständigen Sieg über die Ungarn errang. Heiliger dieses Siegestages war St. Laurentius.
Die frühe urkundliche Nennung unseres Ortes – der erste deutsche Kaiser Otto d. Gr. bestürmte 954 die Anhänger seines aufständigen Sohnes Ludolf im ottonischen Kastell Horsadal
(Roßtal) - lässt jedoch vermuten, dass zu dieser Zeit bereits eine Kirche gestanden hat.
Kaiser Otto ließ nach Niederschlagung des Aufstandes die Roßtaler Burg schleifen, so dass außer einigen Mauerfragmenten nichts übrig blieb.
Die mächtige Kirche, die sich heute dem Besucher zeigt, weist deutlich Baustile verschiedener Epochen auf. Das Langhaus, welches aus gelben Sandsteinquadern besteht und zum
Teil noch romanische Fenster
besitzt, wird in das 12./13. Jahrhundert zurückdatiert. Der Turm, sowie der Chor der Kirche stammen aus gotischer Zeit.
Der gegen 1400 begonnene heutige Turm wurde nachweislich in die Mauern oder Fundamente der romanischen Kirche eingeschoben. Die Abbruchstelle am westlichen Ende der Langhaussüdwand ist noch heute im
Mauerwerk gut erkennbar.
Besonders erwähnenswert ist die künstlerische Qualität des Figurenschmuckes außen am Turm und die der Sonnenuhren an der Turmsüdseite.
Der Fries an der Südseite des Turmes zeigt u.a. den Porträtkopf der Markgräfin Elisabeth, die als Erbauerin der Kirche in der bestehenden Form gilt (Erbauung der Kirchenburg um 1400).
Von den Pfefferbüchsen zur "welschen Haube":
Mehrfache Blitzeinschläge und Stürme führten dazu, dass das spitze Kirchturmdach mit den vier weiteren kleinen Türmchen, Pfefferbüchsen genannt, im Jahre 1769 abgetragen und durch eine „welsche Haube“ ersetzt
wurde.
Das Innere des geräumigen Bauwerkes betritt man durch das südliche Seitenportal. Das einschiffige Langhaus bildet sieben Achsen. Es wird von einer trapezförmig geknickten Holzdecke
über Zugbalken überwölbt.
Die doppelgeschossige Empore längs der Nordseite des Langhauses lässt die erweiterte Funktion des Kirchenraumes zur Predigerkirche nach der Zeit der Reformation erkennen. Der untere, dem Chor nächstliegende
Teil der Empore ist als "Herrschaftsstand" gekennzeichnet und trägt in der Reihenfolge von links nach rechts das Hohenzollernwappen, den Brandenburger Adler, das Wittelsbacher Wappen, das die Burggräfin
Elisabeth einbrachte, sowie das Wappen des Burggrafen von Nürnberg. Der sich im östlichen Teil anschließende Chor besteht aus einem querrechteckigen Presbyterium und endet im Chorhaupt in fünf Seiten
eines Achtecks. Am 10. August 1627 brannte die Kirche durch einen Blitzschlag völlig aus. Dabei wurde das Innere der Kirche mit seinen damals sechs Schnitzaltären, die Emporen, die Gemälde, der Taufstein,
die Kanzel, das Gestühl und das Grab der hl. Irmingard völlig zerstört. Die Inneneinrichtung der heutigen Kirche St. Laurentius besteht deshalb zum größten Teil aus der Zeit nach dem Brand.
Einrichtungsgegenstände der moderneren Zeit sind der 1955 geschaffene Kronleuchter, die Glasfenster im Chor und die Walcker-Orgel aus dem Jahre 1973.
Die Kanzel stammt aus der Zeit nach dem großen Brand 1627. Sie trägt am Korpus Blumenstücke und Abbildungen aus der biblischen Geschichte – Arche Noah, Moses auf dem Berg Sinai, der Tanz um das goldene
Kalb und die Taufe Christi. Der über der Kanzel scheinbar schwebende, reich verzierte Schalldeckel datiert in die Zeit des 18. Jahrhunderts.
In dieser, auch als „Stiftergrab“ bezeichneten Grabstätte lag die Ruhestätte der Kirchenstifterin von St. Laurentius, der hl. Irmingard (Erbelgard). Irmingard, bekannt als Pfalzgräfin Irmingard von
Hammerstein (in zweiter Ehe mit Pfalzgraf Otto von Hammerstein), stammt aus einem der um das Jahr 1000 herrschenden Hochadelsgeschlechtern, den Konradinern, aus denen auch bekannte Könige und Kaiser
hervorgegangen sind. Über dem Grab der hl. Irmingard, die zwischen 1041 und 1043 starb, befand sich einst ein prächtig geschmückter Altar, der im Hochmittelalter Ziel großer Wallfahrten vieler Gläubigen
war. Der Altar und auch die Ruhestätte selbst wurden bei dem verheerenden Brand 1627 zerstört. Durch ein, heute jedoch zugemauertes Fenster, konnte man von der Krypta zum Sarg der hl. Irmingard blicken.
Chorraum St. Laurentius
Der Taufstein, welcher erst nach dem großen Brand von 1627 aufgestellt wurde, stammt aus dem 15. Jahrhundert. Er ist reich geschmückt und verweist in seiner achtseitigen kelchförmigen Form auf den Sinn
der Taufe. Die Unterseite des Beckens ziert ein genaster Spitzbogenblendfries. Eine Inschrift am Beckenrand nennt das Jahr 1630, eine weitere bezieht sich auf die Renovierung von 1686.
Laurentius von Rom war einer der sieben Diakone der Stadt Rom, zu der Zeit als Papst Sixtus II in Rom als Kirchenoberhaupt regierte. Im Jahre 257 erlies Kaiser Valerian, der als Christenverfolger in die
Geschichte einging, ein Edikt, das unter Androhung der Todesstrafe die christliche Lehre verbot. Sixtus II wurde verfolgt und enthauptet. Der Legende nach beauftragte Valerian Laurentius, ihm die
Kirchenschätze auszuhändigen. Laurentius jedoch verteilte alle Schätze an die Leidenden und Armen und zeigte dann Kaiser Valerian die Armen als "wahre Schätze der Kirche" vor. Der Kaiser war darüber erbost und
befahl, Laurentius zu foltern und zu Tode zu martern. Laurentius kam schließlich auf einem Rost über den Flammen zu Tode. Über dem Grab des Laurentius wurde 330 die Kirche von S. Lorenzo fuori le mura in Rom
errichtet. Laurentius ist einer der meistverehrten Heiligen der Kirche und sein Haupt ruht als kostbare Reliquie im Tresor des Vatikan. Er ist der Patron der Armen, der Bibliothekare, der Köhler und Bäcker,
der Köche und Glasbläser. Seine Attribute sind der Rost, ein Kelch mit Goldstücken, ein Buch, ein Prozessionskreuz und die Palme. Die Roßtaler Kirche St. Laurentius erhielt ihren Namen durch ihren Kirchenpatron
St. Laurentius, dessen Verehrung durch den Sieg über die Ungarn auf dem Lechfeld am 10.08.955 weiter intensiviert wurde.
Der Altar im Chor, der dem 17. Jahrhundert zugeordnet wird, zeigt unter dem Kreuz Maria und Johannes, an der Predella, dem Sockel des Altaraufsatzes, ist eine Abendmahlsszene dargestellt. Die Rückseite des
Altars trägt eine Abbildung des von Engeln gehaltenen Schweißtuches der Veronika.
Über der Sakristeitür zeigt sich dem Besucher ein Gemälde, dessen Bedeutung, vielleicht auch bedingt durch seinen ungünstigen Platz, von Fachleuten erst spät gewürdigt wurde. Das Gemälde stammt aus dem
Jahre 1524 und wird dem Nürnberger Dürerschüler Hans Springinklee zugeschrieben. Der Kunsthistoriker Josef Dettenthaler hat in einer Veröffentlichung - auch nachzulesen im Heft 15/1987 der "Roßtaler
Heimatblätter" - eine umfangreiche Deutung dieses "Bekenntnisbildes" gegeben. Dabei handelt es sich bei dem Kunstwerk um eine der frühesten antithetischen Kompositionen über "Gesetz und Gnade" auf dem Gebiete
der Malerei.
Da bei dem verheerenden Brand von 1627 der Chor vor dem Einsturz bewahrt wurde, blieb auch die zur Sakristei führende, mit Blechplatten beschlagene Tür noch aus der Errichtungszeit des Chores etwa Mitte
des 15. Jahrhunderts erhalten. Ebenso ein kostbarer Schrank in der Sakristei, der um 1500 gefertigt wurde.
Quellen:
Knauers Kulturführer Deutschland, Droemersche Verlagsanstalt, 1976.
Unsere bayerische Heimat, Ein Reisebegleiter, Verlag Alfred Beron, München, 1974/75.
Deutschland, Sonderausgabe für Tandem Verlag, Potsdam, 2016.
dtv Brockhaus Lexikon in 20 Bänden, Verlag F. A. Brockhaus, Mannheim, 1989.
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Sehenswürdigkeiten
Krypta St. Laurentius
Die Krypta der St.-Laurentius-Kirche ist nachweislich einer der ältesten Teile der Kirche. Obwohl die Bauweise eine enge stilistische und bautechnische Verwandtschaft mit der Hallenkrypta einer nicht mehr vorhandenen Kirche in Unterregenbach an der Jagst aufweist, ist die begründete Annahme einer Bauzeit um 1020 nicht exakt nachweisbar. Nachweisbar ist, dass die Krypta in frühen Zeiten als Grabstätte der hl. Irmingard diente. Später – im Zuge der Heiligenverehrung - wurde der hl. Irmingard ein Grab in der Mitte des Kirchenschiffes errichtet und eine offene Nische in der Westwand der Krypta gab den Wallfahrern den Blick auf das Grab der Kirchenstifterin frei. Der Raum, dessen Breite dem darüberliegenden Kirchenschiff mit ca. 12 Metern entspricht, besitzt eine Länge von ca. 10 Metern. Die 12 quadratischen Säulen der Krypta bestehen aus Sandstein und wachsen aus pyramidenstumpfartigen Basen empor. Die Roßtaler Krypta ist ein beeindruckender Ort der Stille und wird noch heute für verschiedene Arten der Meditation – Gebet, Gottesdienst, musikalische Ereignisse – gerne genutzt.