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Wegmarkierungen

wegweiser

„An den Scheidewegen des Lebens
stehen keine Wegweiser.“

(Charlie Chaplin [1889-1977])



Wem es noch nicht aufgefallen ist: Die Deutschen lieben Schilder. Verkehrs­schilder, Hinweis­schilder, Warn­schilder, Ver­bots­schilder, Informations­schilder umgeben uns in derartiger Viel­falt, dass wir sie einerseits ausblenden, anderseits aber auch bewußt nach ihnen Ausschau halten. Das Park­platz­schild nehmen wir erst dann bewußt wahr, wenn wir nach einen Parkplatz Ausschau halten. Zu all diesen Schildern gesellen sich dann noch unzählige Plakate und kleine Auf­kleber mit Statements aller Art. Hinzu kommen noch die Weg­markierungen für Wanderer. Auch Wälder - man sollte es gar nicht glauben - sind damit übersät. Ein Baum mit fünf Weg­markierungen ist keine Seltenheit.

Für einen Jakobspilger in Deutschland ist es relativ einfach: Er sucht die Jakobsmuschel als Symbol auf blauem Hintergrund. Bei aller Variation in Form und Farbe doch einfach zu er­ken­nen. So weit, so gut. Jetzt kommen noch Pfeile hinzu und wenn der Weg dann noch in beide Richtungen (also auch der Rückweg) ausmarkiert ist, dann kann es mit der Orien­tierung schon spannend werden.
Ich will das Ganze nicht dramatisieren, weil geschätzt 80% des Weges ganz hervorragend und vorbildlich ausmarkiert sind. Aber genau hier liegt das Problem für den Pilger und Wanderer: Es sind nur 80%! Die restlichen 18% der Weg­mar­kierungen muss man suchen. Etwa 2% der Weg­markierungen fehlen bzw. sind komplett unkenntlich. Im besten Fall kostet das Orientieren hier nur Zeit. Im schlechtesten Fall laufen Sie mehrere hundert Meter hin und her und brauchen noch mehr Zeit, um eine "Anschluß-Wegmarkierung" zu finden.


Vom Grundsatz her ist es sehr, sehr einfach:

Der Pilger orientiert sich am Muschel­schloß. Das Muschel­schloß ist bei der Jakobsmuschel das spitze Ende mit den beiden kleinen Flügeln. Deshalb wird es in mancher Literatur auch als Muschelspitze bezeichnet. Anatomisch ist es die Stelle, an der die beiden Muschel­schalen von einem Muskel zusammengehalten werden.

folge dem (nächstmöglichen)
Weg
nach links
folge dem
Verlauf
des Weges
weiter
Könnte heißen „fahr zur Hölle”, kenn­zeichnet aber den Rück­weg, falls der Pilger­weg nach beiden Seiten mar­kiert ist. folge dem (nächstmöglichen)
Weg
nach rechts

Diese vier Symbole finden sich als "Sichtzeichen" oder "Wangenzeichen". Entweder sehe ich das Symbol in der Entfernung und laufe darauf zu (Sichtzeichen) oder es ist so angebracht, dass ich seitlich, mit der Wange daran vorbeilaufe (Wangenzeichen).



Handlungsanweisung oder Richtungsanzeige?

Es ist eine Freude mit dem Muschelsymbol als Handlungsanweisung zu pilgern. Warum? Weil nahe­zu kein Raum für eine falsche Inter­pretation der Weg­mar­kierung vorhanden ist.
Pfeil nach oben: Folge dem Verlauf deines Weges weiter. Geh also nicht links oder rechts ab. Einfach oder?
Bei einer Richtungs­änderung gibt es die Ankün­di­gungs­markierung und die Aus­führungs­markierung. Die Ankündigungs­markierung ist ca. 5 bis 15 m vor der Richtungs­änderung gesetzt. In Sicht­weite ist eine Ausführungs­markierung an­ge­bracht (hier geht´s lang!). Die Richtungs­änderung ist so eindeutig und zweifelsfrei mit nur zwei Wegmarkierungen ge­setzt.

Richtungspfeile

Weißer Pfeil auf schwarzem Hintergrund oder umgekehrt. Roter Pfeil, gelber Pfeil, weißer Pfeil, Winkelpfeil. Die Pfeilrichtung gilt für alle Wegmarkierungen über dem Pfeilsymbol.

Regel: Richtungspfeil sticht Muschelspitze! Der Pfeil sagt wo es lang geht!

Auf etlichen Jakobswegen wird die Richtung allerdings generell nicht mit dem Muschelschloss angezeigt, sondern nur mit Pfeilen - von groß bis "en miniature".
Bleiben sie entspannt, wenn unser Muschelsymbol im Verbund mit anderen Weg­mar­kierungen ange­bracht ist. Folgen Sie dem "Markierungs­bulk-Richtungspfeil", egal ob das Muschel­schloss nach links oder rechts zeigt.


Vom Segen zum Fluch ....

Eine gut angebrachte Wegmarkierung springt dem Pilger ins Auge. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie eindeutig den weiteren Wegverlauf anzeigt. Im optimalen Fall zeigt sie die Richtungsänderung 10 bis 15 m vor der Abzweigung an und wird kurz nach der Abzweigung durch ein weiteres (Sicht-)Symbol bestätigt. Das garantiert ein entspanntes Pilgern.

Kritisch sind verwittere, ausgeblichene, überdeckte oder zugewachsene Markier­ungen.
Wirklich problematisch sind ...
1. Wegmarkierungen, bei denen das Muschelschloß in die falsche Richtung zeigt und durch einen Richtungs­pfeil korrigiert wird;
2. "mikroskopisch" klein gehaltene Richtungs­pfeile auf den Weg­markierungen;
3. Wegmarkierungen, die erst 10 m nach einer Ver- oder Abzweigung gesetzt sind;
4. Wegmarkierungen, die verdeckt werden durch Pflanzenwuchs oder durch An­brin­gung von Schildern (sehr häufig!);
5. Wegmarkierungen, die an unüblichen Stellen angebracht sind, z.B. an Straßenbegrenzungspfeilern oder als Bodenmarkierung;
6. Wegmarkierungen, die gänzlich fehlen.



Zusammenfassung und Warnung ....

Zu oft gilt leider die 80:20 Regel auf den Pilgerwegen, d.h. 80% der Wegstrecke sind löblichst ausmarkiert und die restlichen 20% wollen erst gefunden werden oder laden ein zu Miss­ver­ständnissen.

Gewarnt sei vor den relativ kleinen Muschel­symbolen mit gekreuzten Pilger­stäben und weißen Rand. Rich­tungs­änderungen werden bei diesen Symbolen sehr oft nicht durch Drehung des Muschel­schlosses nach links oder rechts angezeigt, sondern nur durch winzig kleine Pfeile im weißen Rand. Genau hinsehen!


Wegmarkierungen gut zu setzen ist mit Sicherheit nicht einfach. Auch hier gilt der Spruch des Autobauers Henry Royce:

"Kleinigkeiten sind es die Perfektion ausmachen, aber Perfektion ist alles andere als eine Kleinig­keit."

Sir Frederick Henry Royce


Länger als 5 min. wandern ohne ein Muschel-Wegzeichen zu sehen, heißt nahezu aus­nahmslos "falscher Weg"! Pilger­bücher aus dem Jahre 2006, mittler­weile in zweiter Auflage erschienen, um­schrei­ben immer noch sehr höflich grotten­schlecht gesetzte Wegzeichen. Alternativ dazu findet man sehr eloquent formulierte Aussagen, wie: "Achtung, manche Muschel­markierungen sind auf diesem Abschnitt ohne die ansonsten gewöhnliche Rich­tungs­wirkung." [S. 44, Via Imperii, Renate Florl, Vier-Türme Verlag, 2016] Für mich heißt das immer: Der oben angebrachte Name des Wander­vereins ist wichtiger als eine eindeutige Orientierungs­vorgabe für den Pilger
Es gibt Wegstrecken, bei denen ich mich an anderen Wegsymbolen oder nur mit Hilfe von GPS-/GPX-Daten orientiere und die Pilgermuschel ignoriere. Aber selbst auf solchen miesen Strecken gilt die 80:20 Regel: 80% des Weges sind top ausmarkiert ... (Bsp.: Marktschorngast - Bayreuth), aber der Rest ....

Beim Deutschem Wander­institut läßt sich folgendes nachlesen: "Die sorgfältigste Markierung ist mit einem Schlag vergeblich, wenn Wanderer wegen nur eines an wichtiger Stelle fehlenden oder irre­führenden Zeichens den Weg ver­lieren." Nehme ich diese Vorgabe als Maßstab, dann erfüllt nahezu kein Jakobsweg in Süd­deutsch­land diese Anforderung.

Anders als in der Schweiz verlieren sich in Deutschland viele Jakobs­wege in den Städten. Karte und GPS-/GPX-Daten helfen weiter ...


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„Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.”

Johann Wolfgang von Goethe, deutscher Dichter (1749-1832)


Markierung von Wanderwegen - Eine Vorgabe des
Deutschen Wan­der­institutes ....

Grundregeln für die Markierung von Wanderwegen finden sich hervor­ragend zu­sam­men­gefaßt auf einem zwei­seitigem Dokument beim Deutschen Wander­institut.
PDF Download hier! (Stand: 2006)







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Vorgezeichnete Wege

„Geh nicht immer auf dem vorgezeichneten Weg, der nur dahin führt, wo andere bereits gegangen sind.”

Alexander Graham Bell


Eigene Wege ...

„Ich geh meine eigenen Wege, ein Ende ist nicht abzusehn.

Eigene Wege sind schwer zu beschreiben, sie entstehen ja erst beim Gehn.”

Heinz Rudolf Kunze


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