"Mit dem Alter kommt die Weisheit. Mit dem Reisen kommt das Verständnis."
Was kann man hier finden?
Auf dieser Seite fasse ich meine Erfahrungen und die Empfehlungen vieler Pilger zusammen. Wie der Amerikaner so schön sagt: "It is not the worst thing in the world, but you habe to be prepared for." (Es ist nicht das Schlimmste, was dir passieren kann, aber du solltest darauf vorbereitet sein.)
Handy / Mobiltelefon
Behandeln Sie es achtsam! Vergessen, verloren, geklaut ist eine ganz schlechte Option auf dem Jakobsweg. Man kann den Weg auch ohne Handy gehen, aber ein Handy vereinfacht viele Dinge. Es ist Telefon, Wecker, Taschenlampe, Foto- und Filmkamera, Notizblock, Navigationsgerät, Wetterbericht, Kartenspeicher, Hotelchecker usw. in einem.
Berthold Brecht und "Der gute Mensch von Sezuan"
Eine Warnung an alle Gutmenschen:
Hütten Sie sich vor dem Volk der Schnorrer, Lebenskünstler und Geschichtenerzähler, die sie allesamt auf dem Weg treffen werden. Dieses Volk lässt sich gerne zum Essen einladen oder leiht sich ein bisschen Geld.
Ehrliche, klare Worte lassen diese Menschen genauso schnell verschwinden, wie sie aufgetaucht sind.
Zwei Kreditkarten
Viele Pilger nehmen immer zwei Kreditkarten mit auf ihre Touren. So ist man sicher, falls eine Karte mal defekt ist, abhanden kommt oder schlimmstenfalls gestohlen werden sollte. EC- und Kreditkarte sollten zusätzlich an unterschiedlichen Orten am Körper aufbewahrt werden (z.B. Innentasche mit Reisverschluss und Umhängetasche). Auch die Telefonnummer von Sperrdiensten sollten immer mit wichtigen anderen Rufnummern verfügbar sein.
Kreditkarten-Diebstahl
Unter "www.kartensicherheit.de" können Sie sich einen SOS-Infopass im Pdf-Format downloaden. Hier finden Sie alle wichtigen Rufnummern zum Sperren von Kredit- und Telefonkarten. Limitieren Sie bei Ihrer Bank die Höhe der Bargeldabhebung z.B. auf 500 Euro pro Tag, um ein "Ausplündern" ihres Kontos zu erschweren. Viele Banken bieten auch Apps an, welche eine Karten-Abbuchung sofort auf der Handy-App anzeigen. Damit sind Sie immer gut informiert und sicher. Zeigen Sie den Diebstahl bei der Polizei an, um einen Nachweis für Ihr Bankinstitut zu haben.
Taschendiebe und Trickbetrüger
Gerade bei An- und Abreise auf Bahnhöfen und auch auf Flughäfen finden sich Taschendiebe und Trickbetrüger. Achten Sie auf Ihr Geld und Ihre Wertgegenstände auch in Cafés, Bars und besonders den U-Bahnen. Der "Ring-Trick" ist mir mehrfach in Paris untergekommen. Unterschriftensammlung für hungernde oder behinderte Kinder, geschlagene Frauen, Opfer von Folter - die Liste ist Legion - mit sofortiger Bargeldspende von mindestens 50 Euro. Einer lenkt ab, der andere klaut. Auch der "Stadtplan-Abdeck-Trick" wird immer wieder versucht. Taschendiebe und Trickbetrüger setzen immer auf das Gesetz der großen Zahl und auf den öffentlichen Raum, d.h. sie wenden den gleichen Trick am Tag 10, 20, ja 50 mal im Schutz der Öffentlichkeit an. Wenn sie erwischt werden, dann ist es immer:"Oh entschuldigung, Sie haben gerade Ihre Geldbörse verloren. Wenn sie nicht erwischt werden, haben Sie an Lebenserfahrung dazugewonnen.
Die Pilgermesse und das Schwingen der Botafumeiro
Die Messe findet täglich um 12:00 Uhr statt. Zu Beginn der Messe wird die Liste mit den Pilgern, die in Santiago angekommen sind und in den letzten 24 Stunden ihre Compostela beantragt haben, vorgelesen. Nebst dem Namen wird die Nationalität und den Ausgangspunkt ihrer Wallfahrt angegeben.
Traditionsgemäß dient die Messe dem Pilger auch dazu Gott für die Erlebnisse, Erfahrungen und das Erreichen des Zieles zu danken.
In einem Heiligen Jahr findet ein besonders symbolträchtiges Schauspiel statt: das Schwingen der Botafumeiro. Das Wort Botafumeiro kann übersetzt werden mit Feuerkessel.
Ein etwa 1,6m hohes und 54 kg schweres, riesiges Weihrauchfass aus Messing wird von acht Männern in roten Roben - den sogenannten Tiraboleiros - im Kirchenraum der Kathedrale geschwungen.
Die Botafumeiro wiegt mit Kohle und Weihrauch um die 100 kg und hängt von der rund 20 m hohen Decke herab.
In Schwingung gebracht, saust das Fass mit einer Spitzengeschwindigkeit von 68 km/h durch das Querschiff der Kirche.
Bereits im Codex Calixtinus erwähnt, dient das Schwingen des Weihrauchgefäßes der Katharsis - der seelischen Reinigung und überdeckte dabei wohl auch häufig üble Gerüche der Pilgermassen. Das Spektakel
beginnt am Ende des Hochamtes. Musikalisch wird es auf der Orgel oder durch Kirchenlieder begleitet
Geschichtlich belegt ist die Stiftung eines Weihrauchfasses durch König Ludwig XI., Beiname "der Kluge", aus dem Hause Valois. 1809 von napoleonischen Truppen geraubt, wurde es 1851 ersetzt. Der Goldschmied José Losada fertigte es aus Messing und Bronze; zudem versilberte er es. Heute gibt es neben dem Original noch zwei Kopien.
Angesichts der langen Tradition kam es dabei nur selten zu Unfällen:
Am 25. Juli 1499, als Katharina von Aragón zugegen war, flog er gegen das Eingangstor der Praza de Praterías.
1622 riss das Seil und das Fass fiel auf den Boden.
Im 20. Jahrhundert brach das Weihrauchfass
einem Pilger, der zu nahe getreten war, die Rippen und Nase.
In nicht Heiligen Jahren wird die Tradition des Botafumeiro nur an bedeutenden Tagen bewahrt.
Im Sommer (der Hochsaison) wird zudem jeden Freitag in der 19:30 Uhr Messe die Botafumeiro geschwungen. Die Kosten dafür übernimmt der Hotel- und Gaststättenverband, d.h. indirekt die Pilger.
Kein passendes Datum gefunden? Dann beantragen Sie doch einfach im Pilgerbüro das Schwingen der Botafumeiro. Unkostenbeitrag: 300 Euro.
Quellen:
Jakobswege durch Deutschland und die Schweiz, Stürtz, Martin Schulte-Kellinghaus, Annette Mahro, Würzburg 2010.
Unterwegs auf den schönsten Pilgerrouten Europas, Kunth Verlag, München, 2023.
Jakobswege in Deutschland, Regine Heue, Bruckmann Verlag, München, 2022.
Auf dem Jakobsweg - Unterwegs im Zeichen der Muschel, Verlaghaus Würzburg, 2015.
Jakobsweg, Pilgern auf Camino Francés und Camino Aragones, Kunth Verlag, München, 2015.
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Internetquellen, u.a. www.wikipedia.de.
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